Mit einem gemütlichen Beisammensein im Vereinslokal des Aquarienvereins „Kampfisch Dresden“ begann am Freitagabend das AKFS-Jahrestreffen. Nach und nach trafen am Freitagabend AFKS´lerinnen und AKFS´ler aus allen Regionen Deutschlands und Ost-Österreich in Dresden-Coschütz ein. Bei sommerlichen Temperaturen und kühlen Getränken begannen auf der Außenterrasse des Gasthofs sogleich anregende Gespräche über verschiedenste naturkundliche Themen und natürlich das gemeinsame Hobby Aquaristik. Es wurde ein langer Abend und vielversprechender Start ins Treffen.
Am Samstagmorgen besuchten wir das Museum für Tierkunde in den „Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden“. Das Museum ist mit mehr als 6 Millionen Tierpräparaten eine der 10 großen zoologischen Forschungssammlungen Deutschlands. Dr. Ralf Britz, der Sektionsleiter für die Ichthyologie; führte uns durch sein fischiges Reich. In Dresden befasst man sich mit vergleichender Anatomie, Phylogenetik und Taxonomie verschiedener Gruppen der Strahlenflosser, zu der fast alle Knochenfiche gehören. Vor dem Besuch der ichthyologischen Sammlung konnten wir uns in seinem Büro umsehen: Die ersten Blicke galten der umfangreichen Literatursammlung und den Büro-Aquarien. Dr. Ralf Britz pflegt hier unter anderem den Schlangenkopffisch Channa coccinea, für den er zusammen mit Heok Hui Tan und Lukas Rüber 2024 die Erstbeschreibung verfasst hat, und die winzige Fischart Danionella cerebrum.


Diese nur etwa 12 mm großen Fische können trotz ihrer geringen Größe laute Geräusche erzeugen, die sie vermutlich nutzen, um in trüben Gewässern mit Artgenossen zu kommunizieren. Dr. Ralf Britz und ein internationales Forscherteam haben die Fischart untersucht und herausgefunden, dass die Männchen über einen einzigartigen Schallerzeugungsapparat verfügen, der einen schnellen, lauten Impuls erzeugt.
In der ichthyologischen Sammlung gab es Typusexemplare diverser Fischarten und verschiedene Präparate zu sehen. Aktuell gibt es nach Aussage von Dr. Ralf Britz weltweit exakt 37.902 beschriebene Fischarten. Interessanterweise lebt im Süßwasser, das nur einen kleinen Teil der Wassermenge der Erde ausmacht, eine größere Artenzahl als im Meer.


Abschließend zeigte uns Dr. Ralf Britz an einem Hochleistungsrechner beeindruckende MiKro-Scans (3D-Computertomographien) von Flösselhechten. Mikro-Computertomographien ermöglichen zerstörungsfreie Einblicke in unterschiedlichste Organismen und dienen zum Beispiel zur Untersuchung feinster Strukturen.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen begann das Vortragsprogramm mit dem Beitrag von Roman Burkhardt, der über die Planung und Durchführung einer Fischfangreise referierte. Nach praktischen Tipps zur Reisevorbereitung zeigte er vorwiegend gut zu erreichende Reiseziele im subtropischen und tropischen Amerika. Seine schönen Unterwasserfotos und -videos zeigten die Vielfalt der erkundeten aquatischen Lebensräume.

Unter dem Titel „Kaltwasser, Warmwasser oder beides?“ referierte Dr. Stefan K. Hetz im Anschluss über die Bedeutung der Temperatur bei Fischen. In seinem Vortrag ging es um die Temperaturen in den verschiedenen Regionen der Erde, Temperaturverhältnisse in Gewässern und das weite Gebiet der Thermoregulation bei Fischen. Seine einführenden Erläuterungen zu den Begriffen Kaltwasserfische und Warmwasserfische ließen uns mit der Erkenntnis zurück, dass die Bezeichnung unseres Arbeitskreises „Kaltwasserfische und Fische der Subtropen“ wohl wissenschaftlich nicht ganz korrekt ist: Kaltwasserfische sind demnach z. B. die Salmoniden (Lachsfische). Bei den von uns gepflegten Kaltwasserarten dürfte es sich überwiegend um sogenannte kühl-eurytherme Arten handeln. Ein griffiger Arbeitskreisname mit diesem Fachausdruck dürfte allerdings schwer zu finden sein…

Überrascht hat sicher viele, dass es sich bei einer kurzfristigen Anpassung an geänderte Temperaturen, wie z. B. bei der Temperangleichung beim Einsetzen von Fischen aus dem Transportbeutel in ein Aquarium, um keine vollständige Akklimatisation handelt. Als Akklimatisation bezeichnet man die Anpassung des Stoffwechsels an unterschiedliche Temperaturen – und die dauert bei Fischen ca. 14 Tage! Zusammen hängt dies mit den im Kontext der Akklimatisation aktiven Enzymen, deren Lebensdauer bis zu 10 Tagen beträgt. Als weitere Stichworte, auf die Dr. Hetz einging, seien Fische als wechselwarme Tiere, die Temperaturwahrnehmung bei Fischen, Stoffwechselraten und die RGT-Regel sowie Temperaturlimits genannt. Dankenswerterweise sagte er zu, im Nachgang eine schriftliche Zusammenfassung des hochinteressanten, tiefgründigen Vortrags zu liefern, dem nicht immer leicht zu folgen war.
Im letzten Vortrag nahm uns Roman Burkhardt mit nach Panama: „Flussgeschichten aus Panama“ lautete der Titel seiner Präsentation. Seine Motivation für das Schnorcheln in tropischen Fließgewässern beschrieb er so: „Oft steht man in heimischen Gefilden da und sieht vom Ufer aus Fische herumschwimmen oder schöne Pflanzenbestände. So ging es mir auch jedes Mal und irgendwann hab ich mir gedacht, was du im Meer schon lange machst, kannst du auch in den Flüssen, Bächen und Seen machen. Es ist wirklich faszinierend, die Unterwasserwelt in den verschiedenen Biotopen zu beobachten.“ In seinem Vortrag stellte er unter anderem den Bach Rio Indio vor. Dieser außergewöhnlich klare und idyllisch im tropischen Sekundärwald gelegene Urwaldbach mit einer reichen Flora und Fauna schlängelt sich in den Bergen des Chagres-Nationalparks in Richtung Meer.
Mit einem gemeinsamen Abendessen klang der Samstag aus.
Am Sonntagvormittag bildete eine Dresden-Stadtführung den Abschluss des Jahrestreffens. Gegen Mittag hieß es Abschied nehmen mit einem Dank an Frank Prellwitz vom gastgebenden Aquarienverein Kampffisch Dresden.